Jazzclub Biberach e.V.

Landesjazzfestival Baden-Württemberg vom 10. bis 26. April 2026 in Biberach !

www.landesjazzfestival-bc.de

Das Programm ist veröffentlicht, der Vorverkauf hat begonnen.

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Konzerte

Hier finden Sie unsere bevorstehenden Veranstaltungen sowie eine Rückschau auf vergangene Konzerte.

Jazzpreis

Der Biberacher Jazzpreis ist ein international ausgeschriebener Preis für den Jazznachwuchs.

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Im Archiv finden Sie Ankündigungen und Kritiken von fast allen Konzerten seit der Jahrtausendwende.

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Rootbears | Weihnachts-Jazz

Am 22.12.2025 um 20:00 Uhr

Ort: Biberach, Schützenkellerhalle

Beschreibung

Es gibt Konzerte, die muss man im Grunde genommen gar nicht ankündigen. Man muss kein Plakat kleben, keinen Insta-Post schreiben und keine Meldung in die Zeitung setzen. Das Konzert der Rootbears, wie immer zwei Tage vor Weihnachten, ist so ein Event. Seit mehr als 35 Jahren lädt die Biberacher Combo zu einem familiären und weihnachtlichen Jazz-Abend in die Schützenkellerhalle ein. Und bei zahlreichen Biberachern steht dieser Termin bereits ein Jahr im Voraus fest im Kalender. Die Mischung aus Jazz-Klassikern, Lieblingsstücken der Musiker, humorigen Einlagen und Überraschungen verschiedener Art gehört für viele zum Weihnachtsfest wie das Christkindle-Herunterlassen oder der Festtagsbraten mit der Familie. Eingefleischte Fans wissen, dass die Tickets begehrt und oft bereits nach wenigen Tagen vergriffen sind – wer also zur Fangemeinde hinzustoßen möchte, muss sich sputen.

Besetzung: Rüdiger Przybilla (sax), Hanspeter Schmid (tb), Magnus Schneider (acc, p), Martin Schmid (b), Holger Koppitz (dr)

Foto: Dr. Helmut Schönecker

Eintritt: 18 Euro; ermäßigt 12 Euro
Kartenvorverkauf: ab 29. November in der Stadtbuchhandlung

21.11.2025: Stefanie Boltz Duo

Stefanie Boltz Duo stimmt auf den Winter ein

„Midwinter Tales“ wärmen Jazzfans auch ohne Kamin

BIBERACH – Zusammengeschweißt auf einer Bergwanderung zur Alpspitze und während einiger schweißtreibender aber inspirierender Studiotage mit Sven Faller bei GLM Music, fand das Duo aus Stefanie Boltz und Martin Kursawe auch in der auf das Wesentliche reduzierten Besetzung genau den richtigen Ton und emotionalen Zugang zu ihrem aufmerksamen Publikum im Jazzkeller. Während draußen die ersten Flocken fielen und auf die kälteren Aspekte des Winters einstimmten, gelang es den beiden, unterstützt durch das Team vom Jazzclub, mühelos eine heimelige Stimmung zu erzeugen. Gedämpfte Beleuchtung, Kerzenschein, kuschelige Wärme und dazu eine herzerwärmende Musik ohne unnötiges Drumherum boten die richtige Einstimmung auf die kommende Adventszeit. Selbst audiophile Weihnachtsgeschenke mit Autogramm gab es an der Kasse zu erwerben, lediglich der Glühwein fehlte.

Nach dem Ausfall des Kontrabassisten war das Trio um die Münchner Sängerin zum Duo geschrumpft. Der Professionalität der Akteure war es jedoch zu verdanken, dass dabei nicht auch die künstlerische Intensität und die Ausdrucksmöglichkeiten litten. Ganz im Gegenteil. Gerade weil das grundierende Bass-Fundament fehlte, rückte die Interaktion zwischen Gitarre und Stimme in den Vordergrund. Auf höchstem Niveau und hochkonzentriert entfaltete sich eine ganz eigene Klangwelt, die atmosphärische Dichte und klangliche Transparenz überzeugend zu verbinden wusste. Selten konnte man so bekannte Ohrwürmer wie „White Christmas“ oder „The Sound Of Silence“ in so entschlackter Form und auf das Wesentliche verdichtet hören. Nur die allernotwendigsten Pinselstriche skizzierten das Original, welches als Reminiszenz fast nur in der Vorstellung der Zuhörer, gewissermaßen im Hintergrund mitlief. Nichts könnte weiter entfernt sein von den verkitschten klanglichen Weihnachtskulissen, die zurzeit jeden Einkauf umwabern, als die sorgsam gesetzten und vor allem sorgfältig vermiedenen Töne der Vorlage. So muss anspruchsvolle Unterhaltung sich anhören. Und erst im aktiven Nachvollzug des improvisatorischen Geschehens gibt sich wahre Kunst und guter Jazz zu erkennen. Was dem Bildbetrachter die Kontemplation, ist dem Zuhörer die Konzentration.

Noch etwas höhere Ansprüche an die Zuhörer stellten die Eigenkompositionen. „Midwinter“ von Martin Kursawe oder „Im Schnee verbrennen“ von Stefanie Boltz forderten die eigene Fantasie heraus. Gelegentlich verhalfen die Erläuterungen von Boltz zu einem tieferen Verständnis. Etwa im Stück „Narkose“, dessen Titel allein nicht unbedingt auf den Inhalt schließen ließ. Der kurze Hinweis auf den langen Winterschlaf einiger Säugetiere, die sich tiefenentspannt um den Winter herumdrücken, erwies sich jedoch als durchaus hilfreich. Auch wenn manche Zeitgenossen „die Augen vor etwas verschließen“ oder das Unangenehme gleich ganz verdrängen, hört es dadurch nicht einfach auf zu existieren. Und auch wenn Musik gelegentlich zur Realitätsflucht einlädt, kann sie nach dem Wiedereintritt in die Realität, nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf, als eine Art „Reset“ funktionieren und zu einem unbelasteten Neustart führen.

Ein eingeschobener Gedichtvortrag „Die Luft riecht schon nach Schnee“ von Luise Kirsch und ein rezitierter Text aus dem Buch „Stille: Ein Wegweiser“ von Erling Kagge macht deutlich, mit welcher Intention und Intensität sich Stefanie Boltz künstlerisch mit ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen auseinandersetzt. Stille ist nicht nur Grundlage der Musik, sondern die Ermutigung, sich Inseln im rasenden Stillstand des Alltags zu schaffen. So sollte vielleicht auch ihr Hinweis an Jazzclub und Publikum verstanden werden, mit dem ambitionierten Livemusikprogramm und dem zahlreichen Besuch desselben weiterzumachen.

Die Aufnahme von Tom Waits „Christmas Card From A Hooker In Minneapolis“ (ein Titel aus dessen rauer Zeit, in der er sich das Image eines „melancholischen Trunkenbolds“ gab) in das Programm zeigt, ebenso wie Duke Ellingtons „I Ain’t Got Nothing But The Blues“, dass Boltz bei aller intellektuellen Tiefe die Bodenständigkeit, die authentische Erdschwere des Blues und das wirkliche Leben nicht aus dem Auge verloren hat. Zwei Zugaben, der blueslastige Titel „Meine weißen Tasten“ aus ihrer eigenen Feder und ein „Christmas Song“ rundeten das Programm ab und nahmen dem Winter seinen Schrecken.

Text und Fotos: Helmut Schönecker

Tango Transit

Am 17.01.2026 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Der Tango lebt und belebt, gestern wie heute

Mit ihrem neuen Konzertprogramm „Akrobat“ mischen die drei Solisten des Frankfurter Trios „Tango Transit“ erneut die Szene auf. Seit bald 20 Jahren demonstrieren Martin Wagner, Hanns Höhn und Andreas Neubauer auf mittlerweile sechs CDs und einer DVD, dass der Tango nach wie vor lebendig und kraftvoll ist. Gespeist aus der Energie und Ausdruckskraft des klassischen, fest in der argentinischen Volksseele verwurzelten Tangos heraus, bahnen sie immer wieder neue Wege, integrieren zeitgemäße Stilelemente und mischen diese mit einem modernen Sound. Schmatzende Bass Drum Sounds aus dem HipHop- und House-Genre oder der Einsatz von Wah-Wah und Verzerrer fürs Akkordeon sind ebenso wenig ein Tabu wie Elemente aus der Cajun-Musik Louisianas, dem „stile barbaro“ des Balkans, französische Musette oder orientalische Klänge. Neben Eigenkompositionen enthält das aktuelle Programm auch Arrangements von Roger Waters „Brain Damage“, Astor Piazzollas „Libertango“ oder gar Felix Mendelssohn-Bartholdys „Elfentanz“. Selten erlebt man so viel Leidenschaft auf der Bühne.

https://tangotransit.de/

Martin Wagner (Akkordeon)
Hans Höhn (Kontrabass)
Andreas Neubauer (Schlagzeug)

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

Foto: Tango Transit

08.11.2025: WaWa’Swing

Kooperation des Vereins Städte Partner Biberach und dem Jazzclub Biberach als WinWin-Situation par excellence

WaWa’Swing aus Valence bringen „Good Vibes“ mit Tiefgang ins Publikum

BIBERACH – Die charismatischen Damen von „WaWa’Swing“ aus der Biberacher Partnerstadt Valence brachten mit ihrem jugendlichen Elan, augenzwinkerndem Charme und französischem Esprit das illustre Publikum im erneut ausverkauften Jazzkeller mühelos in Schwung. Die überwiegend französischsprachigen Titel, für die besondere Quartett-Besetzung eigens arrangiert von deren künstlerischer Leiterin Rosemay Dauvin, wurden von den vier Jazz Ladies in drolligem Englisch anmoderiert. Die im Rahmen der französischen Wochen in einer Kooperation zwischen dem Verein „Städte Partner Biberach“ und dem Jazzclub durchgeführte Veranstaltung war erneut, wie schon die beiden vorherigen mit „Joharpa“ und „Laura“, ein voller Erfolg: künstlerisch, völkerverbindend und kulturübergreifend.

Das lockere Swing-Feeling, bekannt aus der Swing- und Bigband-Ära der 1930er und 1940er Jahre, wurzelte, wie bereits beim legendären Glenn Miller Orchestra oder den Andrews Sisters, in einem äußerst präzisen, minutiös und akribisch einstudiertem „Timing“, sauberem Satzspiel oder Satzgesang und höchster Disziplin. Was Füße und Beine mitwippen lässt und zum Tanzen animiert, Stimmung, Puls und Blutdruck steigen lässt und dabei dennoch leger wirkt, ist Ergebnis konzentrierter Probenarbeit. Das daraus resultierende Ergebnis zelebrierten die vier versierten Damen, neben der Bandleaderin noch Annabelle Bayet, Anaïs Nyamé-Siliki und Anne-Colombe Martin, die auch den Kontrabass zupfte, in überaus überzeugender Form. Obwohl jede Sängerin auch gleichzeitig ein oder gar mehrere Instrumente, Regenrohr, Drumpads, Claves, Kochlöffel oder Bratpfannen bediente, was für den eigens angeforderten Tontechniker durchaus eine Herausforderung darstellte, tat dies der strukturellen Vielschichtigkeit und Dichte keinerlei Abbruch. Gleichermaßen homogen und transparent ließ der Sound kaum etwas zu wünschen übrig, die Intonation der Sängerinnen war, auch dank gutem Monitoring, ausgezeichnet, die Sprachverständlichkeit, für die des Französischen kundigen Zuhörer, durchaus gegeben und akzeptabel.

Die Stückauswahl, überwiegend traditionelle französische Chansons oder Songklassiker, etwa von Jane Birkin (La Gadoue) oder Serge Gainsbourg (La javanaise) – nein, nicht das berüchtigte und etwas anzügliche „Je t’aime“ aus der Hippie-Ära – bildete einen energiegeladenen, spritzigen Querschnitt mit hohem Unterhaltungswert. Jazztypische Improvisationen spielten zwar keine Rolle, das Swing- und Soul-Feeling, Spontanität und Interaktion mit dem Publikum, vor allem aber der hör- und sichtbare Spaßfaktor und die positive Energie des Quartetts konnten jedoch rundum überzeugen und begeistern. Der Sommerhit der Gruppe Niagara „L’amour à la plage“ von 1986 oder der explizit auch nochmal als Zugabe gewünschte Sommerhit des Jahres 1984 „Marcia Baëla“ des Duos „Les Rita Mitsouko“, verkörpern idealtypisch das französische Lebensgefühl, im Neuarrangement von Rosemay Dauvin in nochmals verstärkter Form.

Besonders der inhaltlich eher tiefgründige Song von „Marcia Baëla“ verbindet die scheinbaren Gegensätze zwischen traurigem Textinhalt und dem lebhaften, in die Beine gehenden Mambo-Rhythmus des Refrains. Schlagerhafte Popmusik und flache Texte müssen also nicht zwangsläufig Hand in Hand gehen. Die Analogie zu der Praxis des New-Orleans-Jazz, mit langsamer, feierlicher Musik zur Beerdigung zu schreiten und mit lebhafter, dem Leben zugewandter Musik zurück ins Leben zu tanzen, ist in „Marcia Baëla“ offenkundig. Aber auch Parallelen zum barocken Lebensgefühl des „carpe diem“ („Nutze den Tag“ oder „Genieße den Augenblick“) angesichts des Elends langer Kriege, scheinen in der Kultur unseres Nachbarlandes deutlich präsenter als hierzulande geblieben zu sein. Diese positive Grundeinstellung zum Leben könnte durchaus zu einem wirksamen Mittel gegen eine besonders auch in Deutschland oftmals übertriebene Ernsthaftigkeit, einer weit verbreiteten Larmoyanz oder endlosen Grübeleien über eigentlich unwesentliche Dinge oder einfach nur gegen den Herbstblues werden.

Die Reaktionen aus dem Publikum schienen dieser französischen Wesensart und Lebensfreude gegenüber jedenfalls durchaus aufgeschlossen und so trägt die Partnerschaft mit Valence wohl auch in Biberach reiche kulturelle Früchte. In vergorener Form als „Côte du Rhône“ dürften diese an deutschen Gaumen, ebenso wie die Musik von „WaWa’Swing“ in den Gehörgängen, für frische, fruchtige Aromen mit langem Abgang gesorgt haben.

Text und Fotos: Helmut Schönecker